Page 45 - Dein Liebeskummer
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 Frischverliebt: I’m a zombie, but that’s okay
Semir Zeki (University College, London) und Andreas Bartels (Max-Planck-Institut in Tübingen) beschreiben, welche unse- rer Hirnareale aktiviert werden, wenn wir frischverliebt sind – sichtbar gemacht werden kann das mit dem MRT (Magnetreso- nanztomograf, dieser Röhre, in die Leute in Krankenhausserien geschoben werden).
Angestoßen durch bestimmte, größtenteils äußere Reize, die wir wahrnehmen, wenn wir einer Person begegnen, springt zu- erst derjenige Bereich unseres Gehirnes an, der für Motivation und Streben nach Befriedigung von Bedürfnissen zuständig ist: der Nucleus accumbens (der „sich hinlegende Kern“). Bei Men- schen, die Drogen wie Kokain nehmen, leuchten im MRT diesel- ben Hirnregionen im für unsere Gefühle zuständigen limbischen System (dem „gesäumten System“) auf. Deswegen auch verhal- ten sich Frischverliebte oft so irrational wie auf einem Drogen- trip: weil es einer ist.
Warte, gleich kommt noch ein besserer Zusammenhang.
Ausgeschüttet werden die Hormone Dopamin, das eine Art Rauschgefühl sowie die berühmten Schmetterlinge hervorruft, und Adrenalin, das unsere Ruhelosigkeit bedingt. Der für beide Vorgänge zuständige Gyrus cinguli (der „gewundene Gürtel“) blinkt wie die Leuchtreklame eines Sexshops. Die Amygdala (ganz schnöde: der „Mandelkern“), von der negative Gefühle wie Angst und Trauer gesteuert werden, zeigt sich im MRT dagegen inaktiv. Schwupp, ist unsere Vorsicht so gebremst, dass wir Risiken völlig anders einschätzen und plötzlich beispielsweise bereit sind zu un- geschütztem Geschlechtsverkehr.
Nebenbei: Deswegen solltest du immer mehrere Kondome dabeiha- ben, falls ein Unglück zum anderen kommt und du dich nicht nur ver- knallst, sondern eines davon reißt. (Außerdem bitte nicht im Geld- beutel oder zu lange in der Tasche rumknautschen, weil sie dann eher reißen.)
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