Page 67 - Dein Liebeskummer
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 Teufelskreis
von Elisabeth Schwachulla
Ich war des Lebens müde geworden, war unter vielen Menschen allein. Nichts wünschte ich mir sehnlicher als einen Partner und nichts machte mich glücklicher, als den idealen zu finden. Er war wie von Zauberhand erschaffen, war perfekt im Sinne von wun- derschön und unfehlbar.
Wir lernten uns zufällig in einem Club kennen, verabredeten uns für ein Date. Bei unserem zweiten Treffen waren wir bereits of- fiziell zusammen, beim dritten gestanden wir einander unsere Liebe. Alles ging rasend schnell, war intensiv und unglaublich toll. Er kochte für mich, schrieb mir jeden Morgen eine liebevolle, fast kitschige SMS.
Bereits ab der ersten Woche unserer Beziehung verbrachten wir jeden Tag und jede Nacht miteinander. Es schien, als seien alle meine Wünsche in Erfüllung gegangen. Doch schien ich nicht gut genug, um diese zu verdienen. Er war fehlerlos und wir bei- de nahmen ihn so wahr. Ich hingegen war gebeutelt vom Leben, gezeichnet von Fehlern und zu emotional, um rational zu den- ken. Während er mein Verhalten zum Besseren kehren und mein Äußeres seinem Geschmack anpassen wollte, wuchs in mir das Gefühl, nicht schnell genug in seine Richtung zu wachsen und nicht großartig genug zu sein, um seine unfassbare Liebe behal- ten zu können. Ständig zweifelte ich an der Zukunft unserer Be- ziehung und fürchtete, von ihm verlassen zu werden. Ich fühlte mich neben ihm immer blasser werden, immer verzweifelter. Je- der Moment, in welchem ich aufgrund meiner Unsicherheit wein- te, machte mich noch unattraktiver und vergrößerte dadurch meine Verlustangst.
Es war ein Teufelskreis, der mein ganzes Leben ausfüllte. Denn sobald ich ihn traf, hatte schlagartig alles – abgesehen von ihm
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